Für Elijah Flisar und Fabian Schneider, THI-Bachelorstudenten des Studiengangs „Energiesysteme und Erneuerbare Energien“, war der Sommer 2025 alles andere als gewöhnlich. Im Juli reisten die beiden nach Usbekistan, um an der RE.Act Sommerschule und dem RE.Act Forum teilzunehmen.
Die beiden Veranstaltungen sind Teil des DAAD-finanzierten RE.Act-Projekts (nähere Informationen auf der Website), das Forschung und Lehre im Bereich des Wasser-Energie-Nexus an der Naryn State University in Kirgistan und der TIIAME National Research University (NRU) in Usbekistan stärken soll und vom Institut für neue Energie-Systeme (THI-InES) federführend koordiniert wird.
In ihrem Erfahrungsbericht schildern die beiden ihre persönlichen Erlebnisse und geben Einblicke, welche Eindrücke sie von dieser besonderen Reise mit nach Ingolstadt zurückgebracht haben.
Montag: RE.Act Forum
Am Tag nach unserer Anreise haben wir am RE.Act Forum teilgenommen. Das Programm bot spannende Vorträge, unter anderem von einem Mitarbeiter des usbekischen Energieministeriums. Er gab uns einen umfassenden Einblick in den aktuellen Energiemix des Landes sowie in geplante Entwicklungen. Während der Kaffeepause ergab sich bereits die Gelegenheit zum ersten persönlichen Austausch mit usbekischen und kirgisischen Studierenden.
Am Nachmittag haben wir ein führendes Photovoltaikunternehmen in Taschkent besucht. Vor Ort konnten wir die Weiterentwicklung der Modulhalterungen sowohl in werkstofftechnischer Hinsicht – vom Stahl über Aluminium bis hin zu beschichteten Materialien – als auch hinsichtlich der Anpassung an unterschiedliche Einsatzbereiche, etwa Schräg- oder Flachdächer, nachvollziehen. Anschließend erhielten wir Einblicke in die Produktionsprozesse in der Fertigungshalle und konnten die Herstellung direkt miterleben.
Dienstag & Mittwoch: RE.Act Sommerschule
Am Dienstagvormittag wurden direkt verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, die sowohl interdisziplinär als auch international gemischt wurden. Unsere Aufgabe bestand darin, eine lokale Problemstellung mit Bezug zu Wasser, Energie und/oder Landwirtschaft zu identifizieren. Aufbauend darauf sollten wir eine präzise Forschungsfrage formulieren und mögliche Lösungsansätze sowie geeignete Forschungsmethoden erarbeiten. Diese Gruppenarbeit bildete die Grundlage für die weitere Projektarbeit im Verlauf der Woche.
Am Nachmittag haben wir im Rahmen einer Laborführung spannende Einblicke in die wissenschaftliche Infrastruktur der Universität erhalten. Ein besonderes Highlight war das physische Modell des Chirchiq, des größten Flusses der Region, welches sämtliche Stauseen, Wasserkraftwerke und Kanäle maßstabsgetreu darstellt. Mit diesem Modell können Szenarien wie Wasserknappheit oder Dürreperioden simuliert werden – insbesondere mit Blick auf das Zusammenspiel zwischen Energieproduktion und Wasserverfügbarkeit für die Landwirtschaft.
Am Mittwochvormittag fanden zwei interessante Fachvorträge statt. Den ersten hielt Dr. Kedar Metha, Bereichsleiter für International Energy Research am THI-InES, der das Konzept der Agri-Photovoltaik und dessen Potenzial für Usbekistan erläuterte. Er zeigte auf, wie sich landwirtschaftliche Nutzung und Solarstromerzeugung kombinieren lassen, was für trockene Regionen wie Zentralasien in Zukunft von hoher Relevanz sein wird. Den zweiten Vortrag hielt Kobiljon Abduganiev, ein ehemaliger Student der TIIAME-NRU, der inzwischen bei Goldwind, einem internationalen Unternehmen für Windkraftprojekte, arbeitet. Er berichtete über die aktuelle Situation der Windenergie in Usbekistan und stellte das erste große Windkraftprojekt seines Unternehmens im Land vor.
Donnerstag: Exkursion zum universitätseigenen Landwirtschaftsbetrieb
Am Donnerstag haben wir die TIIAME-NRU-Farm, ein landwirtschaftliches Forschungszentrum außerhalb von Taschkent, besucht. Zum ersten Mal haben wir die Landschaft abseits der Stadt erlebt. Die Gegend war überraschend grün mit vielen Bäumen, Feldern und sogar weidenden Kühen.
Die Farm spielt eine zentrale Rolle in der Forschung zu Bewässerungssystemen und Anbaustrategien. Hier werden beispielsweise unterschiedliche Fruchtfolgen getestet, um herauszufinden, welche am besten mit den klimatischen Bedingungen und dem Boden der Region harmonieren. Besonders spannend war für uns der Blick auf die technische Infrastruktur, die zur präzisen Überwachung der Bedingungen beiträgt. Eine Wetterstation misst kontinuierlich wichtige Parameter wie Windgeschwindigkeit und Temperatur, die für den landwirtschaftlichen Ertrag entscheidend sind. Zusätzlich sind an den Feldern Bodenfeuchtesensoren installiert, die eine genaue Analyse der Feuchtigkeit im Boden ermöglichen.
Freitag: Präsentation der Ergebnisse und Abschlussveranstaltung
Am Freitagvormittag standen noch ein sehr aufschlussreicher Vortrag zu den Energie- und Wasserressourcen Kirgisistans auf dem Programm, bevor wir uns auf die Vorbereitung unserer Abschlusspräsentationen konzentrierten. Jede Gruppe fasste ihre Ergebnisse und Lösungsvorschläge prägnant zusammen und stellte sie im Plenum vor.
Die Zusammenarbeit mit internationalen Studierenden war besonders bereichernd. Während der Gruppenarbeit war es eine spannende Herausforderung, die Kommunikation, die zwischen Deutsch, Kirgisisch, Englisch, Russisch und Usbekisch stattfand, zu koordinieren und zu übersetzen.
Freizeit
Nach einer kurzen Erholung im Hotel – bei Temperaturen von über 40 °C und strahlendem Sonnenschein eine willkommene Pause – nutzten wir die Abende, um Taschkent zu erkunden.
Ein besonderes Highlight war die Metro, deren Stationen jeweils individuell und sehr kunstvoll gestaltet sind. Darüber hinaus besuchten wir die Innenstadt mit dem ikonischen Hotel Usbekistan. Ein weiteres Highlight war der größte Basar der Stadt, auf dem sich alles von frischen Lebensmitteln über traditionelle Gewürze bis hin zu handgefertigten Souvenirs finden lässt. Für Abwechslung sorgte ein Abstecher in den Freizeitpark „Magic World“, bevor wir unsere Reise mit einem Besuch des Fernsehturms von Taschkent abrundeten. Von oben bot sich uns ein atemberaubender Blick über die Stadt, bei klarer Sicht sogar bis hin zu den Bergen am Horizont. Ein perfekter Ausklang einer ereignisreichen Woche!
Eine Sommerschule in Usbekistan: THI-Studierende berichten
Fabian Schneider und Elijah Flisar im Austausch mit usbekischen und kirgisischen Dozenten und Unternehmern.
Die am RE.Act Forum teilnehmenden Studierenden aus Deutschland, Kirgistan und Usbekistan gemeinsam mit den Gastrednern und dem Organisatorentea.
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